Thorne Matt - Prince by Thorne Matt - Prince

Thorne Matt - Prince by Thorne Matt - Prince

Autor:Thorne Matt - Prince [Matt, Thorne]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783841905444
Herausgeber: Edel eBooks
veröffentlicht: 2017-04-19T22:00:00+00:00


Kapitel 22

PLAYING STRIP POOL WITH VANESSA

Die Zahlen lügen. Aus kommerzieller Sicht scheinen die Jahre 1991 bis 1993 für Prince eine Zeit der Konsolidierung gewesen zu sein. Diamonds And Pearls war extrem erfolgreich, das -Album zwar weniger, warf aber die bemerkenswerten Singles »My Name Is Prince« und »Sexy MF« ab. Auch die (meisten) Rezensionen lügen: Diamonds And Pearls wurde positiv besprochen; zwar meinten einige Kritiker, Prince verliere seine Schärfe und Originalität, aber die meisten zeigten sich zufrieden mit dem, was sie als Nachweis einer neu gefundenen Reife hielten. Und es gab keine Anzeichen, dass Prince sich zurückhielt: Er legte sich voll ins Zeug, und beide Alben leiden an übermäßiger Konzeptualisierung, nicht an Unterentwicklung. Dennoch ist dies nach dem Tiefpunkt 2004 die zweituninteressanteste Phase seiner Karriere. Batman und Graffiti Bridge waren im Vergleich mit früheren Arbeiten enttäuschend, aber nicht konservativ. Diamonds And Pearls und in geringerem Maße auch das -Album markieren den Beginn einer anscheinend bewussten Verengung von Prince’ Weltsicht, was vielleicht das musikalische Kilma der Zeit spiegelt, im Endeffekt aber nur enttäuschen konnte.

Während seiner gesamten Karriere bis dahin hatte Prince weitgehend das vermieden, was die feministische Musikologin Nancy J. Holland als »die beschränkte phallische Sexualität« des Rock bezeichnet, und sich auf einen frei fließenderen sexuellen Diskurs konzentriert. Er hatte oft mit Sadismus gespielt, präsentierte sich aber auch gerne als Opfer, und während er seine Musen auf der Bühne in Reizwäsche kleidete, begegnete er in den Texten fast allen seinen vielen Geliebten respektvoll. Holland glaubte, Prince könne »unsere begrenzte sexuelle Ökonomie« umformen,1 aber sie rechnete nicht mit dem Aufkommen des Hip-Hop und damit, dass der Einfluss einiger seiner Codes dazu beitrug, Prince in den frühen bis mittleren 90ern (und bis zum Ende seiner Karriere) von der eher femininen Seite seiner Persönlichkeit zu entfernen. Aber Holland und ihresgleichen projizierten Sehnsüchte auf Prince, die er nicht erfüllen wollte. Es ist irreführend, ihn als eine Art sexuellen Revolutionär zu betrachten, und er selbst hat diverse Male in Interviews seinem Unbehagen darüber Ausdruck verliehen, als Mensch hingestellt zu werden, der Libertarismus in der Rockmusik zelebriert (dabei benutzte er mehr als einmal den Ausdruck »bis an die Grenze gehen«, eine prosaische Weise, seine künstlerischen Erfolge im ersten Jahrzehnt seiner Karriere kleinzureden).

Nicht dass Diamonds And Pearls keine Songs über Sex enthält, aber die Sexsongs zeigen einen Rückzug von der vielgestaltigen Perversität von Sign O’ The Times in Richtung einer normalen, männlich zentrierten Sexualität, die Holland zufolge in der Rockmusik unmodern wurde, wozu Prince’ textliche Verspieltheit vor der New-Power-Generation-Phase beigetragen hatte. Die neue Betonung sexueller Prahlerei schlägt sich in den Covernotizen nieder, in denen von »Strip-Billard mit Vanessa« die Rede ist, und die Rückkehr patriarchalischer Werte wird an der ersten neuen Figur auf der Platte sofort sichtbar: »Daddy Pop«.2

*

Wie The Revolution – und die meisten von Prince’ Konzepten – war The New Power Generation eine schwere Geburt. Als Prince sie auf Lovesexy in »Eye No« besang, schien er sich auf seine erleuchteten Anhänger zu beziehen, seine Absicht – die Dez Dickerson schon hinter The Revolution vermutet hatte –, war, »bei seinen Fans eine Denkweise zu schaffen«.



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